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Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) – Aussehen, Lebensweise, Brutverhalten

Der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) ist ein faszinierender Vogel mit einem ungewöhnlichen Merkmal: Er hat, wie sein Name verrät, nur drei Zehen. Diese Anpassung ermöglicht es ihm, besonders geschickt an Baumstämmen zu klettern.

Sein Aussehen ist charakteristisch. Das Gefieder des Männchens ziert eine leuchtend gelbe Kopfplatte, während das Weibchen diese nicht aufweist. Beide Geschlechter tragen ein kontrastreiches Federkleid aus schwarz-weißen Mustern. Die Flügel sind schwarz mit weißen Flecken, und der Bauch ist hell gefärbt.

In Sachen Lebensweise bevorzugt der Dreizehenspecht boreale Nadelwälder. Dort sucht er an abgestorbenen oder von Käfern befallenen Bäumen nach seiner Hauptnahrung: Insektenlarven, vor allem von Borkenkäfern.

Beim Brutverhalten zeigt sich der Dreizehenspecht als fürsorglicher Elternteil. Das Weibchen legt in einer selbstgefertigten Baumhöhle drei bis fünf Eier, die etwa zwei Wochen lang bebrütet werden. Danach kümmern sich beide Elternteile um die Jungen, bis sie flügge werden.

Doch der Lebensraum des Dreizehenspechts ist bedroht. Intensive Forstwirtschaft und Waldbrände gefährden seine Brutstätten. Erfahrene Vogelliebhaber schätzen seine Anwesenheit als Indikator für intakte Waldökosysteme.

Systematik

Wer ist der Dreizehenspecht?

Dreizehenspecht Aussehen Merkmale
Ron Knight from Seaford, East Sussex, United Kingdom, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Der Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) ist ein faszinierender Vogel, der etwa so groß wie ein Buntspecht ist. Mit einer Körperlänge von 20 bis 22 Zentimetern fällt er in die Kategorie der mittelgroßen Spechte. Sein Gefieder weist keine Rot- oder Rosatöne auf, was ihn von anderen Arten unterscheidet. Stattdessen wirkt er meist dunkel, obwohl sein Aussehen zwischen den Unterarten stark variiert.


Sein markantes Gesicht kennzeichnet sich durch dunkle Wangen, einen hellen, gelblichen Bartstreifen und einen weißen Überaugenstreif, der V-förmig in den Nacken verläuft. Bei den borealen Unterarten geht dieser Überaugenstreif in den weißen bis weiß-gescheckten Rücken über, während er bei der heimischen Unterart alpinus sowie bei einigen ostasiatischen Spechten am schwarzen Oberrücken endet.

Der Bauch des Dreizehenspechts ist bei den meisten Unterarten schwarz-weiß gesperbert. Manche ostasiatischen Subspezies hingegen haben ein nahezu zeichnungsloses dunkles Bauchgefieder. Seine Flügel sind schwarz und ohne weiße Schulterabzeichen. Die Handschwingen weisen eine charakteristische schwarz-weiße Bänderung auf, die sich auch an den äußeren Steuerfedern wiederfindet. Das Männchen trägt einen gelben bis orangefarbenen Scheitel, während das Weibchen mit einem schwarzgrauen, bereiften Scheitel etwas schlichter gezeichnet ist.

Der Dreizehenspecht hat, wie der Name verrät, nur drei Zehen. Bei den meisten Kletterspechten ist eine Zehe weitgehend funktionslos, aber beim Dreizehenspecht ist diese Zehe völlig zurückgebildet. Beim Klettern stehen daher zwei Zehen nach vorne und eine nach hinten. Bei seinem charakteristischen, spiraligen Klettern stehen die drei Zehen etwa im rechten Winkel zueinander. Diese einzigartige Eigenschaft teilt er nur mit dem Fichtenspecht und dem Schwarzrückenspecht.

Das dunkle Wangenfeld, die fehlenden Rottöne und die schwarzen Flügel ohne weiße Schulterabzeichen sind die besten Erkennungsmerkmale dieses faszinierenden Spechts, der sich für Vogelbeobachter eindeutig bestimmen lässt.

Wo lebt der Dreizehenspecht?

Der Dreizehenspecht ist ein ausgesprochener Nadelwaldliebhaber, der besonders stark an Fichten gebunden ist. Dabei bevorzugt er vor allem wenig bewirtschaftete Wälder mit vielen Lichtinseln und einem hohen Anteil an Totholz. Diese sind für seine Brut und Nahrungssuche ideal.

Die Unterart P. t. alpinus brütet fast ausschließlich in Fichtenwäldern, gelegentlich jedoch auch in Beständen der Gewöhnlichen Kiefer (Pinus sylvestris) und der Mazedonischen Kiefer (Pinus peuce). In nördlichen Taigaregionen findet man den Dreizehenspecht auch in Birkenwäldern.

In Mitteleuropa sind die Schwerpunkte seines Vorkommens in Österreich, besonders in der Steiermark und in Vorarlberg. Im deutschen Raum konzentrieren sich die Brutgebiete im Schwarzwald, im Allgäu, im Nationalpark Berchtesgaden und im Nationalpark Bayerischer Wald. In der Schweiz ist er auf günstige Lagen innerhalb der Alpen beschränkt. Im Schweizer Jura wurden erst seit den 1990er Jahren Brutvorkommen festgestellt.

Weitere stabile Populationen gibt es in Tschechien und der Slowakei, wobei die nördlich der Hohen Tatra brütenden Dreizehenspechte bereits der Nominatform zugerechnet werden. In Slowenien, Kroatien und im äußersten Norden Italiens brütet der Dreizehenspecht ebenfalls regelmäßig, wenn auch in geringer Anzahl. In Ungarn zählt er in den Höhenlagen des Matra-Gebirges nur vereinzelt zur Brutvogelfauna.

Vertikal sind seine Lebensräume in Mitteleuropa auf Höhenlagen zwischen 700 und 2000 Metern beschränkt. Die tiefsten Brutstandorte befinden sich im südlichen Schwarzwald sowie im westlichen Niederösterreich auf etwa 600 Metern über dem Meeresspiegel. Die höchsten Nachweise wurden in den südlichen Kalkalpen in Höhen von fast 2000 Metern erbracht.

Was frisst der Dreizehenspecht?

Der Dreizehenspecht ist ein echter Insektenfresser und ernährt sich hauptsächlich von Insekten, die er durch Hacken oder Stochern aus der Rinde meist toter oder stark geschwächter Bäume herauspickt. Besonders im Fokus stehen dabei Larven, Puppen und unreife Käfer wie Borkenkäfer, Rüsselkäfer, Prachtkäfer und Bockkäfer. Auch Holzwespen und Weidenbohrer spielen eine wichtige Rolle in seiner Nahrung.

Ein interessantes Verhalten des Dreizehenspechts ist das sogenannte Ringeln. Dabei hackt er ringförmig Rinde von Bäumen ab, um an den darunter fließenden Saft zu gelangen. Dieser Baumsaft, zusammen mit Baumharz, könnte sogar bei der Aufzucht der Jungen eine Rolle spielen.

Obwohl der Specht überwiegend tierische Nahrung bevorzugt, frisst er auch pflanzliche Kost, allerdings nur in geringem Maße. In Zeiten von Nahrungsknappheit oder als Ergänzung verzehrt er gelegentlich Fichtensamen.

Insgesamt zeigt sich der Dreizehenspecht als anpassungsfähiger Nahrungsspezialist, der geschickt Insekten aus dem Holz erbeutet. Gerade die Vorliebe für Borkenkäfer macht ihn zu einem wichtigen Verbündeten im Waldökosystem.

Wie verhält sich der Dreizehenspecht?

Dreizehenspecht am Baum
Matvei Kiselev, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Der Dreizehenspecht ist ein ausgesprochener Hack- und Kletterspecht, dessen Aktivitätsperiode bei Sonnenaufgang beginnt und mit Sonnenuntergang endet. Bei schlechtem Wetter kann diese Periode allerdings kürzer ausfallen. In seinen Bewegungen ähnelt er stark dem Buntspecht, wobei das spiralige Aufwärtshüpfen und das Abwärtsrutschen am Stamm bei ihm besonders leicht und spielerisch wirken. Auf dem Boden oder auf liegenden Stämmen ist er nur sehr selten zu sehen und bewegt sich dort zweibeinig hüpfend fort.

Sein Flug ist ein kraftvoller Bogenflug. In der Fallphase legt er die Flügel eng an den Körper an, und bei abrupten Wendungen sind deutlich Flügelgeräusche zu hören.

Während der Ruhe- und Putzphasen hängt der Dreizehenspecht tagsüber an einem Baumstamm, meist um die Mittagszeit. Zur Nachtruhe sucht er jedoch eine Spechthöhle auf. In seinem Feind- und Aggressionsverhalten ähnelt er dem Buntspecht, wirkt jedoch etwas verträglicher. Menschen gegenüber ist er verhältnismäßig wenig scheu und lässt oft Beobachter auf bis zu fünf Meter herankommen, bevor er unauffällig davonfliegt – meist ohne das typische Schelten oder Keckern des Buntspechts.

Dreizehenspechte, die ihr Brutrevier im Winter nicht verlassen, zeigen auch in dieser Zeit territoriales Verhalten. Dabei teilen sich Männchen und Weibchen oft das Brutrevier, allerdings mit reduziertem Aggressionsverhalten untereinander. Das Weibchen wird in der Regel in die suboptimalen Bereiche des Reviers verdrängt. Trotz ihres territorialen Verhaltens erscheinen Dreizehenspechte insgesamt etwas sozialer und verträglicher als ihre bunten Verwandten.

Wie brütet der Dreizehenspecht?

Der Dreizehenspecht erreicht gegen Ende des ersten Lebensjahres seine Geschlechtsreife und führt eine monogame Brutsaisonehe. Die Partnerbindung ist stark und hält häufig auch außerhalb der Brutperiode an. Oft bleiben Paare über mehrere Jahre hinweg zusammen und verlieren auch im Winter nicht völlig den Kontakt zueinander. Balz und Reviergründung beginnen manchmal schon im Mittwinter und können sich je nach Höhenlage und Wetterbedingungen bis Ende Mai hinziehen. Während dieser Zeit sind Dreizehenspechte – abgesehen vom anhaltenden Trommeln – wenig auffällig.

Jedes Jahr legt der Dreizehenspecht eine neue Bruthöhle an, die meist das Männchen allein in tote oder absterbende Koniferen, vor allem Fichten, meißelt. Selten werden alte Bruthöhlen oder Höhlen anderer Spechte wiederverwendet.

Das Gelege besteht aus drei bis fünf reinweißen, spitzovalen Eiern, die auf den durch Hackspäne aufgelockerten Höhlenboden gelegt werden. Die Brutdauer beträgt etwa 12 Tage, wobei sich beide Elternteile beim Brüten abwechseln. Nach dem Schlüpfen der Jungen verstreichen bis zu 25 Tage, bis sie die Bruthöhle verlassen. Während dieser Zeit werden sie von beiden Eltern gefüttert und gepflegt.

Nach dem Ausfliegen der Jungen beginnt eine lange Führungszeit, die über einen Monat dauern kann. Anfangs füttern die Eltern die Jungen regelmäßig, später nur noch gelegentlich.

In der Regel brüten Dreizehenspechte einmal im Jahr. Nur wenn das Gelege verloren geht, kommt es oft zu einer Zweitbrut. Dieses Brutverhalten und die intensive Brutpflege machen den Dreizehenspecht zu einem engagierten Elternvogel, der viel Zeit und Energie in die Aufzucht seiner Jungen investiert.

Welche Gefahren bedrohen den Dreizehenspecht?

Der Dreizehenspecht ist stark von seinem Lebensraum, den Nadelwäldern, abhängig. Die größte Bedrohung für ihn ist daher der Verlust dieser Lebensräume durch die intensive Forstwirtschaft. Besonders betroffen sind die Wälder mit einem hohen Anteil an Totholz und absterbenden Bäumen, die durch Abholzung, Monokulturen und Waldumbau zunehmend verschwinden. Dadurch verliert der Dreizehenspecht nicht nur Brut- und Nahrungsplätze, sondern auch seinen Lebensraum insgesamt.

Ein weiterer Faktor ist der Klimawandel. Mit den steigenden Temperaturen und veränderten Niederschlagsmustern verschieben sich die Verbreitungsgebiete vieler Baumarten, was das Nahrungsangebot und die Lebensraumbedingungen des Dreizehenspechts beeinflusst. Zudem führen vermehrte Dürreperioden zu großflächigen Waldschäden und zur Ausbreitung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer, die zwar kurzfristig das Nahrungsangebot erhöhen, langfristig aber zu einer Zerstörung der Wälder führen.

Auch der zunehmende Freizeitdruck durch Wanderer und Outdoor-Aktivitäten kann eine Bedrohung darstellen, da der Dreizehenspecht empfindlich auf Störungen reagiert und seine Bruthöhlen möglicherweise verlässt, wenn Menschen zu nah kommen.

Die Fragmentierung seines Lebensraums führt zudem dazu, dass die Populationen isoliert werden und der genetische Austausch zwischen ihnen erschwert wird. Dies kann zu einer Verringerung der genetischen Vielfalt und damit zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten und Umweltveränderungen führen.

Schließlich ist auch der Einsatz von Pestiziden in der Forstwirtschaft eine Gefahr, da er die Insektenbestände, die Hauptnahrungsquelle des Dreizehenspechts, dezimiert.

Um den Dreizehenspecht zu schützen, ist es wichtig, alte und naturnahe Nadelwälder mit einem hohen Anteil an Totholz zu erhalten und nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken zu fördern.

Wie kannst Du den Dreizehenspecht entdecken?

Dreizehenspecht entdecken beobachten
Ron Knight from Seaford, East Sussex, United Kingdom, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Den Dreizehenspecht zu entdecken, ist oft eine Herausforderung, aber mit ein paar Tipps gelingt es Dir vielleicht trotzdem. Der Vogel lebt vor allem in abgelegenen, wenig bewirtschafteten Fichtenwäldern, in denen er sich bevorzugt an totem oder geschwächtem Holz aufhält. Halte Ausschau nach Baumgruppen mit viel Totholz und Schadholz, denn genau diese Stellen liebt der Dreizehenspecht.

Sein Gefieder ist dunkel und unauffällig, wodurch er sich gut in den Schatten der Bäume versteckt. Besonders markant ist jedoch das Fehlen jeglicher Rottöne in seinem Gefieder, was ihn klar von anderen Spechten unterscheidet. Achte auf seinen weißen Überaugenstreif, der V-förmig in den Nacken verläuft. Das Männchen erkennst Du an seinem gelb bis orange gefärbten Scheitel.

Oft verrät der Dreizehenspecht seine Anwesenheit durch sein Trommeln, das laut und anhaltend ist. Im Vergleich zu anderen Spechten trommelt er etwas langsamer. Lausche auch seinem Ruf, einem kurzen, abgehackten „kjik“ oder „kwik“.

Eine gute Methode, den Dreizehenspecht zu finden, ist es, im Frühling oder Frühsommer früh am Morgen in die entsprechenden Wälder zu gehen. Zu dieser Zeit sind die Vögel besonders aktiv und das Männchen trommelt regelmäßig, um sein Revier zu markieren.

Manchmal findest Du auch verräterische Zeichen seiner Präsenz, wie Rindenstreifen, die er vom Baum gelöst hat, oder die charakteristischen Ringelspuren, wenn er nach Saft oder Insekten sucht. Halte auch Ausschau nach seinen Bruthöhlen in toten Fichtenstämmen. Sie sind meist rund und haben einen Durchmesser von etwa 4 bis 5 Zentimetern.

Geduld und ein gutes Fernglas sind ebenfalls hilfreich. Und wenn Du Glück hast, lässt sich der Dreizehenspecht auch mal aus nächster Nähe beobachten, denn er ist im Vergleich zu anderen Spechten weniger scheu.


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