Der kleine Singvogel Wiesenpieper gehört zu den weniger bekannten Vögeln in Deutschland. Das mag daran liegen, dass er mittlerweile zu den stark gefährdeten Vogelarten gehört und in Bayern sogar akut vom Aussterben bedroht ist. Sein lateinischer Name lautet Anthus pratensis.
Er gehört zu den Sperlingsvögeln und ist nur in den Sommermonaten in Europa heimisch. Als Zugvögel machen sich im September auf den Weg nach Südeuropa oder nach Nordafrika. Erst im März treten sie dann wieder die Rückreise an, um im Norden oder Nordosten von Europa zu brüten.
Der nur bis 15,5 cm große Vogel hält sich am liebsten auf dem Boden auf und unterscheidet sich somit von vielen seiner Artgenossen.
Systematik
- Ordnung: Sperlingsvögel
- Unterordnung: Singvögel
- Überfamilie: Passeroidea
- Familie: Stelzen und Pieper
- Gattung: Pieper
- Art: Wiesenpieper
Wie sieht der Wiesenpieper aus?
Der relativ kleine Wiesenpieper wird zwischen 14,5 und 15,5 cm groß und ist somit in etwas so groß wie der Haussperling. Seine grazile und schlanke Gestalt lassen ihn aber größer wirken. Eine signifikante Unterscheidung zwischen Männchen und Weibchen gibt es nicht.
Beide haben auf der Oberseite ein Schlichtkleid, welches in der Grundfarbe graubraun ist und einen Hauch oliv enthält.
Das Prachtkleid hingegen ist etwas abgetragen und wirkt verwaschen. Die beige-weiße Unterseite hat eine schwarze Strichelung an der Brust. Diese zieht sich dann bei den erwachsenen Vögeln auch über die Flanken.
Die Augen besitzen einen großen, weißen Rahmen und lassen ihn mit seinem gelben Unterschnabel sehr freundlich aussehen.
Wo lebt der Wiesenpieper?
Der Wiesenpieper ist ein außerhalb von Deutschland und Bayern ein immer noch weitverbreiteter Vogel. Die meisten Regionen von Nordeuropa werden von ihm bevölkert, aber auch in Asien ist er beheimatet. Er lebt in Mooren, auf feuchten Wiesen und Viehweiden.
Aber auch in Gebirgen fühlt er sich wohl. Der Wiesenpieper gehört zu den Brutvögeln, die in offener bis halboffener Landschaft brüten. Diese sollte dann baum- und straucharm sein und eine gut strukturierte und deckungsreiche Krautschicht besitzen.
Die zumeist feuchten Standorte sollten Pfähle und Busch enthalten. Im September sieht man große Schwärme auf Feldern oder Teichrändern, bevor er bis März in Südeuropa, Nordafrika oder Südasien überwintert.
Was fressen Wiesenpieper?
Während sich der Wiesenpieper im Sommer fast ausschließlich von kleinen, tagaktiven Insekten und Spinnentieren ernährt, ergänzt er seinen Speiseplan im Winter zusätzlich noch mit kleinen Schnecken und Sämereien.
Er gehört zu den Sammlern und pickt sich die Nahrung vom Boden auf. Da er die Sämereien eigentlich nicht verdauen kann, schluckt der Wiesenpieper Steinchen, die dann die harten Körner in seinem Magen zerkleinern.
Brutverhalten und Fortpflanzung des Wiesenpiepers
Der Wiesenpieper legt in der Zeit von März bis September zwei Gelege von jeweils 4-5 Eiern. Er schafft es somit gleich zwei Jahresbruten großzuziehen. In guten Jahren kann es sogar ein drittes Nest geben. Dieses befindet sich auf dem Boden und wird so gut versteckt, dass es von oben kaum zu sehen ist.
Das Weibchen ist alleine für den Bau des unscheinbaren Nests verantwortlich. Sie verwendet dafür Halme und Moos und polstert es mit Haaren aus. Dann legt sie die Eier im Tagesabstand und beginnt direkt danach mit der Brut. Auch hier liegt die alleinige Verantwortung beim Weibchen, die die 11 bis 15 Tage dauernde Brut alleine übernimmt.
Das Aussehen der Eier und die Versorgung der jungen Wiesenpieper
Während bei vielen Vögeln die Eier eine einheitliche Färbung aufweisen, sind die Eier des Wiesenpiepers sehr unterschiedlich gefärbt. Die Grundfarbe variiert zwischen blaugrau, beige oder rosa. Dann kommen braune oder hellgraue Sprenkel dazu.
Oft ist die Musterung so dicht, dass es von weitem fast wie eine einheitliche Färbung aussieht. Wenn die Küken nach spätestens 15 Tagen geschlüpft sind, haben sie eine bräunlich graue Färbung. Jetzt sorgen beide Elternteile für die Nesthocker und füttern das Gelege bis zu 14 Tagen.
Der Wiesenpieper gleitet unscheinbar durch die Lüfte
Auch wenn der Fallschirmflug an sich spektakulär ist, wird der kleine, singende Vogel am Himmel oft übersehen. Seine abgespreizten Flügel erinnern an einen Fallschirm, der ihn sicher auf den Wiesen landen lässt. Dabei beginnt er meistens schon auf dem Boden zu singen an, während er dann in den Himmel steigt.
Er startet somit in einen Singflug, bis er seinen höchsten Punkt erreicht hat. Dann lässt er sich mit einem Fallschirm, der aus seinen steifen Flügeln besteht, wieder zu Boden sinken.
Der typische Gesang des Wiesenpiepers
Die Stimme des kleinen, etwas unscheinbare Singvogels hat ein überschaubares Repertoire von Tönen. Zumeist ruft er geradezu gereizt mit „ist ist ist“. Wenn er seine Artgenossen warnen möchte, wird aus dem kurzen „ist“ ein Doppelton, der regelrecht zittert und „sitt-itt“ lautet.
Sein typischer Gesang besteht aus mehreren Serien von feinen, spitzen Tönen, die nur während des Fluges vollständig ertönen. Dabei sind die Strophen immer nach demselben Prinzip aufgebaut und beinhalten 3 bis 4 Phrasen Wechsel pro Strophe.
Die Strophe des Wiesenpiepers geht so: „zi zi zi zi zi zi zi zi zi zü zü zü zü zü zü swiswiswiswiswi tüü tüü tüü tüü tii-swia“.